ETF-Test

Europas 1. nachhaltiger Lebensmittel-ETF im Test: Rize Sustainable Future of Food

Um unseren Planeten zu retten, bedarf es einer grundlegenden Veränderung unseres Ernährungs- und Lebensmittel-Systems.

Deswegen schauen wir uns heute Europas 1. nachhaltigen Lebensmittel-ETF an und prĂĽfen, ob und fĂĽr wen er sich lohnt.

Los geht’s!

Dieses Bild steht repräsentativ für den nachhaltigen Lebensmittel ETF "Rize Sustainable Future of Food".

Im heutigen ETF-Test besprechen wir den Sustainable Future of Food ETF von Rize (ISIN: IE00BLRPQH31 | WKN: A2P876), der – anders als andere Food ETFs – Unternehmen gezielt abbildet, die wirklich nachhaltig sind und nicht nur an ihren ESG-Scores arbeiten, um nachhaltig zu wirken.

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✨ Inhalt

Die Fondsgesellschaft Rize ETF

Rize ETF ist erst seit 2019 am Markt und Europas erster, ausschlieĂźlich auf Themen-ETFs spezialisierter Emittent. Aktuell bietet die Investmentgesellschaft mit Sitz in London 11 Megatrends bzw. Future First ETFs an.

Probleme unseres aktuellen Ernährungssystems

Zu den größten Quellen von Treibhausgasemissionen zählen die Energie- und die Nahrungsmittelproduktion. 

Häufig wird argumentiert, dass wir den Klimawandel bekämpfen, indem wir auf fossile Brennstoffe verzichten und auf erneuerbare Energien setzen. Das Problem dabei ist allerdings selbst wenn wir sofort alle Emissionen aus fossilen Brennstoffen stoppen würden, würden allein die Emissionen aus der weltweiten Nahrungsmittelproduktion dafür sorgen, dass wir das 1,5 °C Ziel verfehlen. 

Um einige erschreckende Zahlen zu nennen, wie kaputt unser Lebensmittelsystem ist: 

  • Poore & Nemecek stellten 2018 fest, dass die Lebensmittelindustrie fĂĽr mehr als ein Viertel (31 %) aller weltweiten, von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, und fast die Hälfte dieser Emissionen stammt aus dem Fleischsektor. 
  • Die Hälfte des bewohnbaren Landes der Welt wird fĂĽr die Landwirtschaft genutzt und 77 % dieser landwirtschaftlich genutzten Flächen werden entweder als Weideland oder fĂĽr den Anbau von Futtermitteln fĂĽr die Viehzucht genutzt.

Das heißt, wir bauen Lebensmittel an, die andere Lebewesen essen, damit wir wiederum diese Lebewesen essen können.

Es wird noch schlimmer: 

  • Die Rinder- und Sojaproduktion ist heute die Hauptursache fĂĽr die Abholzung des Amazonas. Nahezu 80 % der Sojaproduktion wird zur FĂĽtterung von Nutztieren einschlieĂźlich Rindern, verwendet. Die Lieferketten fĂĽr Rind- und Lamm-/Hammelfleisch emittieren mehr CO2 Ă„quivalent pro Kilogramm als jede andere Art von Lebensmitteln.

Es gibt also einiges zu tun, wenn wir unseren Planeten retten und fĂĽr zukĂĽnftige Generationen bewohnbar hinterlassen wollen.

Diese Grafik zeigt die Treibhausgasemissionen unterschiedlicher Lebensmittel.

Anlageschwerpunkt des Sustainable Future of Food

Es gibt einige Möglichkeiten, unser Lebensmittelproduktionssystem nachhaltiger zu gestalten und damit die Emissionen zu reduzieren.

Rize nennt dazu folgende Möglichkeiten:

  • eine Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung
  • ein gesunder Kalorienverbrauch
  • weniger Lebensmittelabfälle 
  • und eine Verbesserung der Ernteerträge und der landwirtschaftlichen Verfahren 

Der Rize Sustainable Future of Food ETF bildet Unternehmen ab, die diesen Ăśbergang zu einem nachhaltigen Lebensmittelsystem vorantreiben.

Im Gegensatz zu anderen Food ETFs werden gezielt Unternehmen ausgeschlossen, die mit Fleisch und tierischen Produkten Geld verdienen, auf kommerziellen Fischfang und Fischzucht wird verzichtet und zudem wird streng auf den Umgang mit Palmöl und Sojabohnen geachtet.

Dieses Bild zeigt die Ausschlusskriterien des Sustainable Future of Food ETFs an.

Sustainable Future of Food ETF: Definition von 'Nachhaltigkeit'

Wie wir alle wissen, ist es sehr schwierig, 'Nachhaltigkeit' zu definieren. Jede und jeder versteht eben etwas anderes darunter. Gerade wenn es um strenge Aufnahmekriterien geht und ein ETF das Wort 'nachhaltig' im Namen hat, mĂĽssen spezielle Methoden herangezogen werden, um diese Art der Nachhaltigkeit in irgendeiner Art und Weise messbar zu machen.

Rize ist diesbezüglich sehr transparent. Gleich zeige ich dir, wie die einzelnen Unternehmen explizit ausgewählt werden und welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um in den ETF aufgenommen zu werden.

Vorher fasse ich zusammen, was Rize unter dem Begriff 'Nachhaltigkeit' versteht und inwiefern sie sich von anderen Nahrungsmittel-ETFs unterscheiden:

"Was ist "nachhaltig" und genauer gesagt, was bedeutet es, in der Lebensmittelindustrie nachhaltig zu sein? Nachhaltigkeit im Lebensmittelsystem kann anhand einer ganzen Reihe von Faktoren gemessen werden, darunter Emissionen und Umweltfaktoren wie Biodiversität und Umweltverschmutzung. Ein weiterer, ebenso wichtiger Faktor ist der Zugang zu gesunden und nahrhaften Lebensmitteln."

Beim Rize Sustainable Future of Food ETF besteht der Ansatz darin, in die Bereiche des Lebensmittelsystems (d. h. in die einzelnen thematischen Sektoren) zu investieren, die zum Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft der Lebensmittel beitragen und davon profitieren. 

Gemeinsam mit dem strategischen Partner Tematica Research hat Rize die weltweit börsennotierten Unternehmen identifiziert, die ihre gesamten oder einen großen Teil ihrer Einnahmen mit pflanzlichen Lebensmitteln erzielen. 

Da konventioneller Fleischkonsum, insbesondere Rindfleisch, mit einer nachhaltigen Zukunft der Ernährung unvereinbar ist, schließen sie Unternehmen, die Lebensmittel aus Landfleisch herstellen, von diesem Thema aus.

Zu diesem Zweck wurde der ETF als ein Artikel 9 Finanzprodukt eingestuft.

🌱 Was ist ein Artikel 9 Finanzprodukt?

Artikel 9 Finanzprodukte (häufig mit der Farbe "dunkelgrün" assoziiert) verfolgen explizit ein nachhaltiges Anlageziel. Dabei muss messbar offengelegt werden, wie sich der benannte Index von einem breiten Marktindex unterscheidet und wie durch die Investition das messbare Nachhaltigkeitsziel erreicht werden soll. Artikel 9 ETFs werden häufig als Impact-ETFs bezeichnet. Impact Investing stellt den Aspekt "Nachhaltigkeit" über die Rendite.

Unterschied zu anderen Lebensmittel-ETFs

Aktuell sind 6 Nahrungsmittel-ETFs in Deutschland handelbar.

Es reicht ein Blick in den aktuell größten Food ETF (den iShares STOXX Europe 600 Food & Beverage UCITS ETF), um festzustellen, dass hier Nachhaltigkeit fehl am Platz ist. Die größte Position mit über 30 % ist Nestlé – ich erspare mir an dieser Stelle einen Kommentar.

Was sagt Rize dazu?

"Fast jeder andere Lebensmittelfonds hält Aktien wie Nestlé, Leroy Seafood, Nomad Foods, Salmar und US Foods, die unserer Meinung nach keine nachhaltigen Lebensmittelunternehmen sind. Einige vermeintlich nachhaltige Lebensmittelfonds halten sogar große Fast-Food-Ketten wie McDonalds und Burger King. Nicht alle Lebensmittelfonds haben Nachhaltigkeit als erklärtes Ziel, aber wenn sie das nicht tun, stellt sich die Frage, warum nicht? Einige haben sicherlich ein ESG-Screening, aber reicht das wirklich aus, um ein Nachhaltigkeitsziel in Bezug auf das Lebensmittelsystem zu erreichen?"

Konkret zu NestlĂ© sagt Rize, dass NestlĂ© zwar auch nachhaltige Produkte auf den Markt gebracht hat, wie zum Beispiel die Milchalternative „Wunda“ aus Erbsenbasis, allerdings bezeichnete vor Kurzem eine interne Präsentation des Unternehmens mehr als 60 % seiner Lebensmittel- und Getränkeprodukte als ungesund.

Auf diesem Bild ist die Aussage festgehalten, dass 60 % der Nestlé Produkte ungesund sin.

Lebensmittel wie Schokolade, Kaffee und Fleischprodukte gehören zu den Lebensmitteln, die am meisten zu den weltweiten, vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen und zur Abholzung der Wälder beitragen.

Aus diesem Grund werden solche Unternehmen gezielt ausgeschlossen. Es reicht eben nicht, einige nachhaltige Produkte zu haben, während der Rest des Geschäfts die Anforderungen nicht erfüllt. Hier wird deutlich, wie streng die Aufnahmekriterien sind.

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Auswahlprozess der 45 Aktien des Sustainable Future of Food ETFs

Schauen wir uns an, wie streng der Auswahlprozess wirklich ist.

Tematica Research erstellt das Aktienuniversum in Ăśbereinstimmung ihrer Sustainable Future of Food Klassifizierung und thematischer (umsatzbasierter) Reinheitsbewertungen.

Darunter fallen: 

  • Vollständig pflanzliches Engagement: Verzicht auf Fleisch und tierischen Produkten (Eier, Milchprodukte usw.)
  • Verzicht auf kommerziellen Fischfang und Fischzucht
  • keine Unternehmen, die genverändertes Saatgut herstellen
  • nur Verpackungsunternehmen, die wiederverwendbare, wiederverwertbare und kompostierbare Verpackungen herstellen 

Das Aktienuniversum wird nach thematischer (umsatzbezogener) Reinheit gescreent. Unternehmen mit einem thematischen Reinheitsgrad von < 2 werden ausgeschlossen.

Erforderliche Marktkapitalisierung: Unternehmen mit einer Streubesitz-Marktkapitalisierung von < 100 Mio. USD werden ausgeschlossen.

Liquiditätserfordernis: Unternehmen mit einem 3-Monats-Durchschnittswert des täglichen Handels (ADVT) von weniger als 1 Mio. USD sind ausgeschlossen.

Weitere Unternehmen werden ausgeschlossen ​​Unternehmen ausgeschlossen, wenn sie ein schlechtes (oder intransparentes) Management der wichtigsten Wald-Risiko-Güter innerhalb ihrer Lieferketten haben. Vor allem bezogen auf:

  1. Palmöl
  2. Sojabohnen
  3. Rinder
  4. Nutzholz

Nun werden die Unternehmen anhand ihrer thematischen Reinheit (abhängig vom Umsatz) gewichtet. Fertig ist der Index.

Der Index wird halbjährlich im März und September neu gewichtet.

Diese Grafik zeigt den Auswahlprozess der abgebildeten Aktien im Sustainable Future of Food..

Kombination mit Environmental Impact 100

Im Sustainable Future of Food ETF sind keine Unternehmen enthalten, die im Environmental Impact 100 ETF abgebildet werden.

Beide ETFs sollen als Einheit verstanden werden; sie ergänzen sich und schließen Klumpenrisiken aus.

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Kosten und Allokation

Abgebildet wird jeder Sektor, der einen Beitrag zu einem nachhaltigen Lebensmittelsystem leistet. Darunter fallen:

  • Pflanzliche und ökologische Lebensmittel
  • Nachhaltige Verpackungen
  • Lebensmittelsicherheit und -prĂĽfung
  • Präzisionslandwirtschaft
  • Agrarwissenschaft
  • Wassertechnologie
  • Technologie der Lieferkette
  • Inhaltsstoffe, Geschmacksstoffe und Aromen

Aktuell kommen 50 % der abgebildeten Unternehmen aus Nordamerika, 38 % aus Europa und 12 % aus Asien-Pazifik.

Der Rize Sustainable Future of Food ETF wird bei Scalable Capital * als kostenloser Sparplan angeboten.

Performance: Sustainable Future of Food vs. MSCI World ACWI IMI

Obwohl der Rize Sustainable Future of Food ETF erst am 27.08.2020 aufgelegt wurde, haben wir die Möglichkeit, die vergangene Performance des abgebildeten Index zu betrachten.

Dieser Graph zeigt die Entwicklung des Sustainable Future of Food und des MSCI ACWI IMI.

Mein Fazit

Das Bild zeigt den GrĂĽnder von xHeavenFinance: Marcus Schindler

Marcus Schindler
Gründer und geprüfter Finanzanlagenfachmann IHK nach § 34f Abs. 1 GewO

"Endlich ein wirklich nachhaltiger Lebensmittel-ETF ohne Nestlé"

Der Rize Sustainable Future of Food hält das, was er verspricht: ein nachhaltiger ETF, der Unternehmen abbildet, die neue Standards für unser marodes Lebensmittelsystem setzen.

Der ETF hat das Potenzial, in den nächsten Jahren einen enormen Wertzuwachs zu erzielen, kann allerdings auch einige Jahre schlechter als der Durchschnitt performen. Das ist abhängig von der Politik, dem Klimawandel und auch unserer Ernährungsweise. 

Anders als andere Themen-ETFs, kann dieser besondere ETF jedoch nicht nur als reine Sektorwette gesehen werden. In Kombination mit dem Environmental Impact 100 ETF bietet der Sustainable Future of Food eine mögliche Grundlage eines nachhaltigen Portfolios.

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BĂĽcher

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Quellenangaben

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Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor Marcus Schindler hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Environmental Impact 100 ETF und Sustainable Future of Food ETF.

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